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21.05.2025

Bohrung fördert historisches Fundstück zu Tage

Ein außergewöhnlicher Fund ist der Stadt Leer im Frühjahr bei Baugrunduntersuchungen am Garrelschen Garten geglückt. Auf Höhe der Uferpromenade waren Mitarbeiter einer Baufirma bei einer Bohrung in städtischem Auftrag in einer Tiefe von sechs bis sieben Metern auf eine alte goldfarbene Nadel gestoßen. Die Fundstelle hatte vor der Befestigung des Hafens zum alten Ledabett gehört. Nach ersten Vermutungen, es könnte sich um einen Ohrring handeln, bat die Stadtverwaltung die Archäologen um Aufklärung.

„Das ist ein besonderer Fund, weil diese sehr kleinen Nadeln eher selten auftauchen“, freut sich Dr. Jan F. Kegler, Leiter des Archäologischen Forschungsinstitutes der Ostfriesischen Landschaft. Zwar seien Nadeln dieser Art in Massen hergestellt worden, sie würden aufgrund ihrer geringen Größe allerdings auch leicht übersehen. „Das spricht für das genaue Auge des Finders“, lobt er.

Kegler vermutet, dass es sich bei dem Fund um eine Stecknadel aus Messing handelt. Dieser Nadeltyp sei vom 14. bis ins 19. Jahrhundert in Handarbeit hergestellt und verwendet worden, um beispielsweise Kragen oder Schleier festzustecken, erklärt der Archäologe. Aufgrund der Fundtiefe vermutet er, dass die Nadel aus dem 18. Jahrhundert oder früher stammt. „Genauer lässt sich das leider nicht sagen, weil uns der archäologische Kontext fehlt“, sagt Kegler. Gemeint sind zusätzliche Funde aus dem direkten Umfeld, wie zum Beispiel Keramik.

Zur Herstellung der Nadel wurde damals ein dünner Draht mehrfach gezogen. Dabei könnten laut Kegler die feinen Rillen unterhalb des Nadelkopfes entstanden sein. Dann wurde der Draht an einem Ende in der Regel zweimal um den Schaft rundgewickelt und in eine Form gepresst. So entstand der rundliche Nadelkopf. Schließlich wurde durch Schleifen am anderen Ende die Nadelspitze geformt.

Die Archäologie der Ostfriesischen Landschaft wird der Stadt das Fundstück nach der Untersuchung nunmehr wieder zur Verfügung stellen. „Wir möchten die historische Nadel der Öffentlichkeit nicht vorenthalten und sie demnächst an einem geeigneten Ort präsentieren“, kündigt Bürgermeister Claus-Peter Horst an.