Ein bewegender Nachmittag...
Mit fast 130 Gästen hat Albrecht Weinberg, Holocaust-Überlebender und unser Ehrenbürger, am Freitag (7.März) im Historischen Rathaus seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Ein Höhepunkt waren zahlreiche Videogrußbotschaften, unter anderem von Schülern des Weinberg-Gymnasiums in Rhauderfehn, von Weggefährten und Freunden Weinbergs, von Ministerpräsident Stephan Weil („Die Arbeit von Menschen wie Ihnen können wir gar nicht hoch genug einschätzen“), vom Botschafter des Staates Israel, Ron Prosor („Du hast alles dafür getan, dass niemand sagen kann: ‚Ich habe nichts gewusst‘“) und vom Botschafter in Israel Steffen Seibert („Das was Sie uns gesagt haben, ist nicht vergessen (…) die Verantwortung, die Lehren die wir daraus ziehen, werden uns leiten“).
„Nicht wir machen Dir ein Geschenk. Du machst es uns“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Bruno Schachner in seiner Rede. Er skizzierte viele Momente im Leben Weinbergs und hob die Rolle seiner Begleiterin, Gerda Dänekas, hervor. Ohne sie, die sich am Telefon scherzhaft als „Vorzimmer von Albrecht Weinberg“ melde, wäre das Leben von Weinberg in seiner heutigen Form nicht möglich.
Für wichtig hielt Schachner, am heutigen Tag auch auf die Familie Weinbergs einzugehen, die zum Großteil im Holocaust ausgelöscht wurde, im Speziellen aber auch Bruder Dieter und Schwester Friedel, die die Shoa überlebt hatten. Zum 100. Geburtstag nach Leer gereist waren zwei Verwandte, Daniel Cohen aus Ungarn und Willi Cohen aus Israel, der heute ebenfalls Geburtstag hatte und ein Ständchen bekam.
Bürgermeister Claus-Peter Horst schenkte Weinberg den Druck eines von Georg Willms gezeichneten Bildes der Synagoge und Leeraner Kirchen. Er versprach, „nicht aufzugeben, zu versuchen, Dir Deinen großen Wunsch zu erfüllen“. Weinberg wünscht sich, dass auf der Fläche der ehemaligen Synagoge in Leer ein Ort des Gedenkens geschaffen wird. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer gestalteten sich schwierig, zumal dieser „sein wirtschaftliches Interesse über das Interesse der Stadt am Erwerb des Grundstücks stellt“, sagte Horst. Vor zwei Tagen habe er vom Unternehmer aber die hoffnungsvolle Aussage „Wir werden uns einigen werden“ vernommen.