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Pressemitteilungen

03.04.2025

Experte warb um "moderatere Mieten für frische Formate"

„Wir wollen nicht die City 2010 wiederherstellen oder die City 2020 retten. Wir wollen die City 2025/2035 attraktiv gestalten.“ So fasste es Klaus Mensing, Experte für Stadtentwicklung, am Mittwochabend beim ersten „Forum Innenstadt“ in Leer zusammen, zu dem auf Einladung der Stadt mehr als 140 Eigentümer*innen und Geschäftstreibende in den Festsaal des Rathauses gekommen waren. Der Hamburger hatte sich nach einem vorherigen Rundgang durch Leer durchaus beeindruckt gezeigt, zum Beispiel von „der kleinen Hafencity und von der Meile mit der Nordbar“. Dennoch gebe es auch „sichtbare Probleme“. Sein Fazit: „Es gibt Ecken, da brummt das, in einigen anderen ist es lau. Es gibt aber auch Ecken, an denen was passieren muss.“ Als wichtigste Voraussetzung für eine gute Entwicklung nannte er eine gute Zusammenarbeit der zentralen Akteure der Innenstadtentwicklung, der „drei Freunde“: Eigentümer*innen, Geschäftsleute und Stadt.

Keinesfalls sei es so, dass der Einzelhandel in den Innenstädten generell „schon tot“ sei. Ein Gutachten von 2024 zeige, dass die drei wichtigsten Besuchsanlässe in niedersächsischen Innenstädten immer noch Shopping, Gastronomie sowie „Bummeln, Leute treffen und die Stadt genießen“ seien. Was sich ändere, sei, dass Innenstädte immer multifunktionaler, lebendiger und erlebnisorientierter werden müssten. Auch Kopplungseffekte würden an Bedeutung zunehmen: Neue Frequenzpartner des Handels seien zum Beispiel Ärzte und Gesundheitsdienstleistungen, Bildungsangebote, Schulen oder auch das Handwerk mit gläsernen Werkstätten. Das bringe mehr Menschen in die City. Zum Thema Online-Konkurrenz: Auch diese führe nicht zum Tod der Innenstädte. Es könne nicht das Ziel sein, „mit Amazon und Co. zu konkurrieren“. Vielmehr sei es so, dass die „Offline-Kompetenzen“ den Unterschied machten: Hier könne der stationäre Handel vor Ort punkten. Gleichwohl seien digitale Tools wichtig, beispielsweise um analoge Erlebnisse in der Stadt buch- und erlebbar zu machen.

In Leerständen sieht Mensing weniger ein Problem: „Sie sind vor allem eine Chance für eine neue belebende Nutzung“. Dabei warb er um „moderatere Mieten für frische Formate“ wie zum Beispiel Pop-up-Stores. Eine neue Nutzung mit einer zunächst niedrigen Miete werte die Immobilie und den Standort auf. Dabei nahm er die Immobilieneigentümer*innen in die Pflicht: „Sie müssen sich ganz vorne bewegen, wenn es um vitale Städte geht“, sagte Mensing.

Für Leer hatte der Experte einen ganzen Strauß an Ideen, was „vor Ort getan werden kann“: Entscheidend sei, jetzt strategische Leitfragen zu beantworten: „Welche Geschäfte sind 2027 (noch) vorhanden?“, „Welche würden kommen?“, Welche Zielgruppen fragen dann welche Nutzungen in der Innenstadt nach? Und: „Welche neuen Nutzungen könnten Frequenz erzeugen – an welchen Standorten, in welchen Immobilien?“ Gespräche mit Eigentümer*innen zu Themen wie Umbau, Mietreduzierung oder Verkauf sollten geführt werden, eventuell Beratungsangebote für Handel und Gastronomie angeboten werden. 

Bürgermeister Claus-Peter Horst hatte das Premieren-Forum zu Beginn damit begründet, alle Akteure miteinander in den Dialog bringen zu wollen. Dieses Vorhaben ging am Mittwoch vollends auf. Dafür gab es großes Lob von allen Seiten. In der Diskussionsrunde nach dem Vortrag folgten viele positive Wortmeldungen. Das große Potenzial der Innen- und Altstadt wurde hervorgehoben, es gab viele Ideen, den Wunsch nach mehr Grün, nach einer Anlaufstelle, nach mehr Vernetzung und nach mehr Hilfestellung. Diesen Ball nahm Jan-Wilhelm Dörries von der Werbegemeinschaft auf. Was das betrifft, wolle man sichtbarer werden, sagte er und warb für die Teilnahme an den „After-Work-Treffen“, die von der Werbegemeinschaft regelmäßig angeboten werden. Claus-Peter Horst schlug eine Fortsetzung des Forums vor, mit dem Ziel, anschließend in kleinerer Runde konkrete Themen miteinander voranbringen zu können. Jede Menge Interessierte signalisierten ihre Bereitschaft an einer aktiven Mitarbeit.