Stadt Leer stellt Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung vor
Die Stadt Leer hat gemeinsam mit dem Energienetzbetreiber EWE NETZ die Ergebnisse der dritten und vierten Phase der kommunalen Wärmeplanung im Ausschuss für Energie, Klima, Umwelt und Verkehr vorgestellt. Nach den ersten beiden Phasen (Bestands- und Potenzialanalyse) sind nun auch die Entwicklung eines klimaneutralen Zielszenarios für 2030 und 2040 sowie die Erarbeitung eines Maßnahmenkataloges als Teil der Umsetzungsstrategie abgeschlossen worden. Der Wärmeplan bildet eine umfassende Grundlage für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis 2040 und zeigt konkrete Wege für eine nachhaltige und sichere Energiezukunft der Stadt auf.
Fundierte Basis für die zukünftige Wärmeversorgung
„Mit der kommunalen Wärmeplanung haben wir eine fundierte Entscheidungsgrundlage geschaffen, um die Wärmewende in Leer gezielt zu gestalten“, erklärt Bürgermeister Claus-Peter Horst. „Unser Ziel ist es, den Übergang zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung aktiv zu unterstützen und den Bürgerinnen und Bürgern klare Orientierungshilfen für ihre zukünftige Heizlösung zu bieten.“
Die Bestandsanalyse zeigt, dass aktuell rund 72 % der Gebäude in Leer vor 1979 erbaut wurden – also vor Einführung der ersten Wärmeschutzverordnung. Zudem sind ca. 28 % der Heizungsanlagen älter als 20 Jahre, was ein erhebliches Modernisierungspotenzial bietet. Gleichzeitig wurden Potenziale für erneuerbare Energien und Abwärmenutzung identifiziert, die in die strategische Planung eingeflossen sind.
Zentrale und dezentrale Wärmeversorgung
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden mehrere Wärmenetzeignungsgebiete ermittelt. In diesen Gebieten bestehen günstige Voraussetzungen für eine zentrale Wärmeversorgung durch Wärmenetze:
Bevor über die Umsetzung einzelner Wärmenetze entschieden wird, sollen zunächst Prioritäten festgelegt werden. Erst danach können gezielte Machbarkeitsstudien folgen. „Diese Untersuchungen sind ein wichtiger Schritt, um die identifizierten Wärmenetzeignungsgebiete hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit und technischen Umsetzbarkeit zu bewerten“, erklärt Cindy Grätz, Klimaschutzmanagerin der Stadt Leer. „Dabei legen wir besonderen Wert darauf, bestehende Infrastrukturen zu analysieren und nachhaltige Energielösungen gezielt zu fördern.“
Da zentrale Wärmenetze nur etwa 7 % der Wärmeversorgung abdecken werden, bleibt für den Großteil der Gebäude eine dezentrale Lösung erforderlich. Hierbei stehen insbesondere Wärmepumpen, Biomassesysteme und Hybridheizungen im Fokus. Gebäude, die nach 1996 errichtet wurden, sind oft ohne größere Sanierungsmaßnahmen für eine Wärmepumpe geeignet. Für ältere Gebäude müssen individuelle Sanierungsmaßnahmen geprüft werden, um die Effizienz dezentraler Lösungen zu maximieren.
Konkrete Maßnahmen und nächste Schritte
Um den Umstieg auf klimafreundliche Wärmelösungen zu erleichtern, sind in der Wärmeplanung unter anderem folgende Maßnahmen vorstellbar:
- Informationskampagne zur Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung
- Etablierung von digitalen Energieberatungen
- Ausweisung von Sanierungsgebieten mit gezielter Förderung
- Prüfung der Nutzung von industrieller Abwärme, insbesondere aus der Abwasserreinigungsanlage
- Fortführung der Planungen für Wärmenetzeignungsgebiete
Gesetzlicher Rahmen
Die kommunale Wärmeplanung basiert auf den gesetzlichen Vorgaben des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) des Bundes sowie des Niedersächsischen Klimagesetzes (NKlimaG), das für Niedersachsen eine klimaneutrale Wärmeversorgung aktuell bereits bis 2040 vorsieht. Diese Gesetze geben den Rahmen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung und verpflichten Kommunen zur Erstellung und Fortschreibung entsprechender Wärmepläne. Leer nimmt mit der frühzeitigen Erstellung der Wärmeplanung eine Vorreiterrolle ein und kann damit gezielt Maßnahmen für eine nachhaltige Wärmeversorgung entwickeln.
Zukunftsperspektiven und nächste Schritte
Die Ergebnisse der Wärmeplanung werden nun in den politischen Gremien weiter beraten. Sofern entsprechende politische Beschlüsse gefasst werden, können die ersten Machbarkeitsstudien durchgeführt werden, um die identifizierten Wärmenetzeignungsgebiete auf ihre Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzbarkeit zu prüfen. Dabei liegt der Fokus auf der optimalen Nutzung lokaler erneuerbarer Energiequellen, um eine tragfähige Basis für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu schaffen.
„Die kommunale Wärmeplanung ist ein dynamischer Prozess, der regelmäßig überprüft und weiterentwickelt wird. Unser Ziel ist es, die Weichen für eine wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Wärmeversorgung in Leer zu stellen“, erklärt Gerrit Pruss, Kommunalbetreuer bei EWE NETZ.
Manuel Bründl, Projektleiter für kommunale Wärmeplanung bei EWE NETZ, ergänzt: "Wir stehen als erfahrener Partner an der Seite der Stadt Leer und unterstützen sie mit innovativen Technologien wie dem Digitalen Zwilling, einer digitalen Nachbildung der städtischen Wärmeinfrastruktur. Dieses Modell ermöglicht Simulationen und Optimierungsanalysen, um verschiedene Szenarien der Wärmeversorgung interaktiv zu entwickeln und zu bewerten."
Geplant sind erste Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern für die Umsetzung zentraler und dezentraler Wärmelösungen. „Natürlich stehen wir vor Herausforderungen – insbesondere bei der Finanzierung und der praktischen Umsetzung potenzieller Wärmenetze“, betont Bürgermeister Claus-Peter Horst. „Aber wir sehen auch große Chancen, durch gezielte Förderprogramme des Bundes und des Landes Niedersachsen finanzielle Unterstützung für unsere Vorhaben zu erhalten. Unser Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger aktiv einzubinden und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.“