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28.04.2025

Gedenken an fünf niederländische Freiheitskämpfer

80 Jahre ist es her, dass der selbst ernannte „Hauptmann Herold“ kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Leer fünf niederländische Widerstandskämpfer (Kornelis Pieter Fielstra, Johannes Gerhardus Kok, Carolus Henricus Hubertus Magermans, Johannes Adrianus Magermans und Johannes Verbiest) im Westerhammrich erschoss.

Um ihrer zu gedenken und Kränze und Blumen niederzulegen, versammelten sich heute Nachmittag unter anderem Bürgermeister Claus-Peter Horst, Ratsabgeordnete, der Sohn eines der Opfer, Kees Fielstra, mit seiner Tochter Debbie und seinem Neffen Kees Bakker und dessen Frau Saakje sowie der Neffe des getöteten Johannes Verbiest, John van Hengelaar, am Ort des schrecklichen Geschehens.

Hier erinnert seit einigen Jahren auch eine Gedenktafel mit den Namen der Niederländer an die Tat. Bereits am Mittag hatten Angehörige und Vertreter der Stadt an einer entsprechenden Gedenktafel am Seiteneingang des Rathauses Rosen angebracht. Da während der Kriegsjahre im Rathaus Leer auch die Polizeiwache mit einem Gefängnis untergebracht war, waren die fünf Niederländer hier vorübergehend von „Hauptmann Herold“ inhaftiert worden.

„Grausame Massaker von Herold uns seinen Gefolgsleuten“                              

Um Herold, einen 19-jährigen Gefreiten, der in einem verlassenen Militärfahrzeug eine Hauptmann-Uniform gefunden hatte, sich damit als Offizier ausgab und zum brutalen Mörder mutierte, ging es später auch bei dem Vortrag „80 Jahre Kriegsende und Befreiung – Herolds Gewalt-Eskalationen im April 1945“ im historischen Festsaal der Stadt.

Lea Horstmann, studentische Mitarbeiterin der Gedenkstätte Esterwegen, ging vor gut 80 Gästen zunächst auf die Geschichte der Emslandlager ein, um dann auf die Taten Herolds zu sprechen zu kommen. Besonders tragisch: „Andere Lager wurden bereits befreit, während er und seine Gefolgsleute wüteten“, sagte Horstmann. Diese waren am 11. April 1945 im überfüllten Lager II in Aschendorfermoor eingetroffen, töteten dort innerhalb von neun Tagen mindestens 172 Gefangene. Im Zusammenhang mit einem Brand nach einem Flugzeugangriff starben in dem Lager weitere 23 Menschen. Ein Teil von ihnen, der versuchte hatte aufgrund des Feuers zu flüchten, war ebenfalls von Herolds Gefolgsleuten umgebracht worden. Besonders grausam sei ein Massaker am 12. April gewesen, berichtete Horstmann. Herold ließ mit einem Flakgeschütz auf die Gefangenen schießen, anschließend kamen Maschinengewehre und Handgranaten zum Einsatz.

Das nächste Ziel von Herold und seinen Mittätern sei am 21. April Leer gewesen. Die Gruppe quartierte sich im damaligen „Hotel Oranien“ in der Brunnenstraße ein und ließ sich aus dem Polizeigefängnis im heutigen Rathaus der Stadt die fünf Niederländer übergeben. Sie waren in Leer, um Landsleute abzuholen, die als Zwangsarbeiter in der Region eingesetzt waren. Per Standgericht beim damaligen Gasthof Schützengarten in Heisfelde verurteilte Herold die Fünf zum Tode. „Er war wahnsinnig, scheint durchgedreht zu sein“, sagte Horstmann.

Die Festnahme Herolds erfolgte schließlich durch die Royal Navy am 23. Mai in Wilhelmshaven. Seine Hinrichtung fand nach einem Militärgerichtsurteil Ende 1946 in Wolfenbüttel statt. Zuvor hatte er sich im Februar 1946 nach Anordnung der britischen Militärverwaltung mit ehemaligen Mitgliedern der NSDAP, SS und SA aus Papenburg und Aschendorf die Exhumierungen der Leichen von 195 zum Großteil von ihm und seinen Gefolgsleuten in Aschendorfermoor getöteten Menschen mit ansehen und teilweise bei den Ausgrabungen mithelfen müssen.