21 weitere Stolpersteine in Leer verlegt
In der Rathausstraße in Leer sind am 3. Juni - exakt 140 Jahre nach der Einweihung der 1938 zerstörten Synagoge in Leer - 21 weitere Stolpersteine verlegt worden. Dazu eingeladen hatten die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Ostfriesland, die Gedenkstätte „Ehemalige Jüdische Schule“, die Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Leer“ und die Stadt Leer. Verlegt wurden die Steine von Gunter Demnig, dem Initiator des Stolperstein-Projekts.
Schüler der Friesenschule, des TGG, der BBS I und II sowie der IGS Moormerland lasen an den einzelnen Stationen Texte vor, die das Schicksal der einzelnen Opfer des Nationalsozialismus betrafen. Musikalisch begleitet wurde der Termin von Uwe Heger.
Die erste Station war direkt vor dem Rathaus.
Dort liegt nunmehr ein Stein, der an den ehemaligen Bürgermeister Dr. Erich vom Bruch erinnert. Vom Bruch, nach dem später die Rathausbrücke benannt wurde, war von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben worden und nahm sich 1933 das Leben. In seinem Abschiedsbrief an seine Frau schrieb er, „dass in einigen Jahren auch die Stadt Leer erkennen wird, wie sehr man mir jetzt unrecht tut“.
Nicht weniger bedrückend war es, von den Schicksalen der Familien Aron (Louis Aron, Karolina Aron sowie Erna Frenken, geborene Aron), Aussen (Alfred, Paula und Liesel Aussen), Zilversmit (Karl, Henriette, Günther Ludwig und Walter Zilversmit), Landsberg (Siegfried, Recha, Sophie, Friederike und Kurt Landsberg) und de Vries (Jonas, Helene, Ludwig und Hugo Hermann de Vries sowie Marianne Hermann, geborene de Vries) zu erfahren. Auch zu ihren Ehren sind in der Rathausstraße Stolpersteine verlegt worden.
Dabei waren mehrere Nachfahren der Familie Aussen - Michiel Aussen aus Essen, seine Mutter Benny Aussen und Carry Bosman-Levi aus den Niederlanden, als auch Angehörige der Familie Landsberg - Peter Kranz aus dem Rheinland mit Frau und Sohn.
„Wir müssen uns jeden Tag neu für Toleranz und Respekt in der Gesellschaft einsetzen und einschreiten, wenn wir beobachten, dass Menschen respektlos behandelt werden“, betonte Bürgermeister Claus-Peter Horst in seiner Ansprache. Begrüßen konnte er unter anderem auch Ehrenbürger Albrecht Weinberg. Der Holocaustüberlebende hatte den Anstoß für das Verlegen von Stolpersteinen in Leer gegeben. Nach dem mittlerweile vierten Termin am Dienstag gibt es nunmehr 73 verlegte Exemplare. Weitere werden folgen.